1981
Vom Verein der Kunstfreunde zum Kunstverein

Bei der Hauptversammlung am 25. März 1981 legte Altoberbürgermeister Theopont Diez das Amt des 1. Vorsitzenden, mit einem mehr fröhlichen als wehmütigen Blick in jüngere Hände in der Gewissheit, dass es in der Raumschaft keinen besseren Nachfolger für ihn geben könne als Paul Gönner.

Die Singener Kunstfreunde hatten mit diesen beiden Männern im Jahre 1976 eine Führung erhalten, welche dem Verein neue Aufgaben zuwies. Inzwischen waren ja hervorragende, weit über die Grenzen der Region bekannte Künstler von dieser Welt abberufen worden. Vor allem Theopont Diez wandte sich, nachdem die Singener Kunstausstellung diese Aufgabe jüngeren, bisher weniger bekannten Künstlern zu, wenn er von der Qualität ihres Schaffens überzeugt war. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, sich im Vergleich mit bekannten Namen in der Öffentlichkeit zu bewähren und zu entwickeln. Es ist ein bleibender Verdienst, dieser Aufgabe mit großem Sachverstand, der starken Ausstrahlung seiner Persönlichkeit und auch der ihm zukommenden Portion von Eigenwilligkeit, nachgekommen zu ein. Es war ihm sicherlich nicht möglich, alle Künstler der Raumschaft durch sein Urteil, für das er mit der Einbeziehung von Vorstandsmitgliedern eine breitere Basis fand, zufrieden zu stellen. Aber es ist unbestritten, dass er sich durch seinen persönlichen Einsatz, den warmherzigen Zuspruch und die Erläuterung einer qualitativen Maßstäbe auch diejenigen eher förderte als zurückwarf, die in den neuen Singener Kunstausstellungen keine Berücksichtigung fanden. Die Ausstellungen selbst waren im Sinne der oben beschriebenen Zielsetzung ein qualitativ hochstehendes Spiegelbild der künstlerischen Arbeit in dieser Landschaft. Die einstimmige Wahl Paul Gönners durch die Mitglieder drückte das Vertrauen aus, welches dem Avantgardisten und privaten Ausrichter der weit bekannt gewordenen Hilzinger Kunstausstellung entgegengebracht wurde.

Wer den kunstverständigen Enthusiasten Paul Gönner kannte, wusste, wohin die Reise ging. Er würde die Basis von 150 Kunstfreunden zu verbreitern suchen, um mit

Unterstützung der Stadt in verstärkter Form den Kurs weiterzusteuern, der ihn, – dort zunächst auf sich allein gestellt, – mit seinem Hilzinger Engagement so erfolgreich wirken ließ. In dieser Mitgliederversammlung empfahl sich der Germanist, Historiker und Kunstexperte Gerhard Braun mit einem Lichtbildervortrag über »die Glasmalerei der Romanik bis zur Renaissance«. Er reihte sich damit würdig ein, in die Reihe der Referenten welche die Mitgliederversammlungen des Vereins Singener Kunstfreunde so attraktiv gemacht hatten.

Rolf Wannig (Textauszug aus 30 Jahre Verein der Kunstfreunde Singen e.V.)

Kunstverein Singen